Goodbye Old World – Elisabeth Malle über das Gehen, das Finden und das Dazwischen

Goodbye Old World – Elisabeth Malle über das Gehen, das Finden und das Dazwischen

Es gibt Momente, in denen man einfach aufbricht. Nicht, weil man alles verstanden hat, sondern weil man spürt, dass das alte Leben zu eng geworden ist. So war es bei mir. Ich wollte raus. Weg von der Routine, vom Müssen, vom ewigen Funktionieren. Raus aus dem System, das mich stark gemacht hat, aber auch müde.

Viele nennen das Flucht. Für mich war es eher eine Rückkehr. Ich bin nicht weggelaufen, ich bin losgegangen. Von der Einsamkeit in die Gemeinsamkeit. Von der Trauer über das, was war, hin zu dem, was noch werden darf. Ich wollte spüren, wie das Leben klingt, wenn man es nicht nur organisiert, sondern erlebt.

In Blackrock auf Tobago wurde es still. Anders still.  Dort, wo die Luft nach Salz schmeckt und jeder Tag neu geschrieben wird, habe ich mich selbst gehört. Ich begann zu verstehen, dass man sich nicht findet, indem man alles weiß. Man findet sich, indem man sich zuhört.

Viele fragen, warum ich gegangen bin. Ob ich ausgewandert bin, um Glück zu suchen. Ich sage, ich wollte das Leben wieder schmecken. Ich wollte wissen, wie es ist, sich in einem anderen Rhythmus zu bewegen. Ich wollte Kulturen erleben, in denen Menschen lachen, auch wenn sie nichts besitzen. Ich wollte verstehen, warum wir im alten System glauben, alles kontrollieren zu müssen, während wir dabei das Leben verlieren.

  • Es war ein Prozess. Von naiv zu bewusst. Von idealistisch zu realistisch. Von „alles wird gut“ zu „ich kann gut sein, auch wenn nicht alles gut ist“.

Manchmal denke ich, wir alle brauchen diesen Moment des Aussteigens. Nicht um wegzulaufen, sondern um klar zu sehen. Um zu spüren, wo unser Platz wirklich ist. Ich musste tausende Kilometer reisen, um das zu verstehen. Andere finden es vielleicht auf einer Parkbank oder in einem stillen Abend zu Hause. Es geht nicht um den Ort. Es geht um das Aufwachen.

Goodbye Old World heißt für mich nicht, dass ich die Welt ablehne, die ich kannte. Es heißt, dass ich bereit bin, eine neue zu bauen. Eine, in der Echtheit wichtiger ist als Erfolg. Eine, in der Glauben nicht erklärt, sondern gefühlt wird. Eine, in der Menschen wieder lernen, miteinander zu leben, statt nebeneinander her.

Flucht hat einen schlechten Ruf. Dabei ist sie oft der Anfang von etwas Echtem. Wenn man geht, geht man selten nur von einem Ort weg. Man geht von einem Bild, das man von sich hatte. Von dem, was andere in einem sehen wollten. Von Erwartungen, die man selbst schon gar nicht mehr spürt, aber weiter erfüllt.

Manchmal braucht es das Gehen, um wieder klar denken zu können. Abstand ist kein Aufgeben. Es ist wie tief Luft holen nach zu vielen Jahren ohne Atem.

Flucht bedeutet nicht, sich zu verlieren. Sie bedeutet, sich zu erinnern. Wer du warst, bevor du funktioniert hast. Bevor du dich angepasst hast, um geliebt zu werden.

Manche finden sich im Bleiben. Andere im Aufbruch. Beides ist richtig, solange es ehrlich ist. Denn manchmal kann man nur in der Ferne erkennen, was in einem selbst zu Hause ruft.

Vielleicht geht es gar nicht um das große Gehen, sondern um das kleine Wiederkommen. Zu sich selbst. Zu anderen. Zu dem, was wahr ist.

Bald erzähle ich darüber mehr. In Gesprächen, auf Reisen, in Bildern, die zeigen, wie Wandel wirklich aussieht. Goodbye Old World – gibt es bald auch auf YouTube.

Vielleicht findest du dich irgendwo darin wieder. Zwischen Mut und Sehnsucht, zwischen Verlust und Aufbruch. Dann weißt du, du bist schon unterwegs.