Stolz und Todesangst: Die Wurzel aller psychischen Krankheiten?
Innere Unruhe verstehen: Zwei Kräfte, die dein System prägen
Wenn du dich verloren fühlst, innerlich zerrissen oder erschöpft – dann liegt das oft nicht an dir, sondern an zwei unbewussten Bewegungen in deinem System. Zwei Grundenergien, die sich durch alles ziehen: Ich-Zentrierung und Zukunftsangst. In einem alten System hat man dafür Begriffe wie „Stolz“ oder „Todesangst“ verwendet. Aber eigentlich geht es um etwas Tieferes: ein verlorenes Vertrauen – und ein verzerrtes Selbstbild.
1. Ich-Zentrierung: Alles dreht sich um mich – oder gegen mich
Diese Energie zeigt sich nicht laut. Sie ist oft still. Ein inneres Gefühl von „Ich muss alles richtig machen“, „Ich darf nicht versagen“, „Ich bin schuld, wenn andere enttäuscht sind“. Es ist das Muster, sich selbst zum Zentrum zu machen – entweder im Glanz oder im Leid. Und es wirkt auf vielen Ebenen:
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Wenn du dich ständig rechtfertigst, kontrollierst oder beweisen willst.
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Wenn du denkst, dein Schmerz sei größer als der von anderen.
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Wenn du dich für alles verantwortlich fühlst – oder für nichts.
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Wenn du dich unentbehrlich machst, oder dich ständig schuldig fühlst.
Diese Ich-Fixierung ist kein Charakterfehler. Sie ist oft ein Schutz. Ein Versuch, Bedeutung zu spüren – oder Kontrolle zu behalten, wo keine war.
2. Zukunftsangst: Ich habe Angst, es nicht zu schaffen
Diese Energie lebt im Nervensystem. Sie treibt dich an – aber sie treibt dich auch aus. Aus dem Körper, aus dem Moment, aus der Klarheit. Sie zeigt sich als:
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Druck, ständig „funktionieren“ zu müssen
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Angst, etwas zu verpassen oder nicht genug zu tun
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Rastlosigkeit, die sich nie still anfühlt
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Das Gefühl, immer in der Warteschleife zu sein – oder zu spät dran
Es ist keine banale Zeitnot. Es ist eine existenzielle Angst, nicht zu genügen – im Tun, im Sein, im Dasein.
Und was hat das mit dir zu tun?
Wenn du bereit bist, diese beiden Bewegungen in dir zu erkennen – ohne Urteil – öffnet sich ein neuer Raum: Ein Raum, in dem du dein Nervensystem beruhigen, dein Herz entlasten und dein inneres System ordnen kannst. Nicht über Leistung oder Kontrolle, sondern über Präsenz.
Woran du erkennen kannst, wo du gerade stehst
Stell dir folgende Fragen – ohne nach „richtig“ oder „falsch“ zu suchen:
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Kreist mein Denken oft um mich selbst – im Guten oder im Leid?
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Versuche ich ständig, etwas zu beweisen oder zu vermeiden?
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Habe ich das Gefühl, nie genug zu sein – oder nie anzukommen?
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Reagiert mein Körper auf Ruhe mit Unruhe?
Wenn du bei mehreren Fragen innerlich nicken musst: Du bist nicht kaputt. Dein System hat einfach gelernt, zu überleben – nicht zu vertrauen. Und genau hier beginnt der Wandel.
Was du tun kannst: sanft, aber entschieden
Du musst nicht alles auflösen. Nicht heute. Aber du kannst beginnen, dir selbst zuzuhören, deinen Körper zu spüren, deine alten Muster zu erkennen und neue zu wählen. Das braucht kein Drama. Nur Bereitschaft.
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Bei Ich-Zentrierung: Schau nach außen. Schenk jemandem ehrliche Aufmerksamkeit. Nicht als Ablenkung – sondern als Rückverbindung mit dem Ganzen.
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Bei Zukunftsangst: Spür den Boden. Atme. Mach bewusst weniger – und sei darin ganz da.
Warum das wichtig ist
Weil du nicht „depressiv“, „ängstlich“ oder „gestört“ bist, ich habe viel erlebt - schau auf Goodbye Deutschland und trotzdem bin ich weitergegangen - das wünsche ich dir. Du bist nicht falsch. Du bist aufgewachsen in einem System, das dir beigebracht hat, zu kämpfen oder zu funktionieren – aber nicht, zu vertrauen.
Jetzt darf etwas anderes wachsen. Und es beginnt in dir.
Wenn du bereit bist, dich deinen inneren Bewegungen zu stellen – sanft, ehrlich, liebevoll – wird sich dein Leben verändern. Nicht durch Anstrengung. Sondern durch Erinnerung. An das, was du bist. Und nie verloren hast.
Deine Lizz (Elisabeth Malle)